Gestern Abend füllte Wigald Boning mit seinem medialen Vortrag Butter, Brot und Läusespray die Halle 129. Der Exkurs in seine skurrile Sammelei von Einkaufszetteln begann interessant und unterhaltsam, strandete jedoch in seichtem Niveau.
Wigald Boning tourt mit seinem Buch „Butter, Brot und Läusespray“ durchs Land. Im Rahmen der Eifel-Kulturtage machte er gestern Abend mit seinem gleichnamigen Programm Station in Mayen. Gewohnt flapsig führte er die Zuschauer durch seine Welt von gesammelten Einkaufszetteln. Nach eigenen Angaben sammelt er seit 1999 fleißig vergessene oder weggeworfene Erinnerungshilfen seiner Mitmenschen und schreckt dabei nicht einmal vor dem Wühlen in Mülltonnen zurück. Stolz erzählte er sogar, dass er wegen seiner skurrilen Leidenschaft bereits in zwei Supermärkten Hausverbot hat.

Die Welt der Einkaufszettel
Mit einer umfassenden Sammlung von ca. 1.700 Zetteln und Papierfetzen gibt sich Boning selbstbewusst als Experte auf dem Gebiet der Einkaufszettel-Forensik. Vorbei an der eigenen Absurdität argumentiert er mit psychologischen und grafologischen Thesen, um den von ihm erstellten Persönlichkeitsprofilen einen wissenschaftlichen Charakter zu verleihen. Für die erste halbe Stunde erscheinen seine Analysen der vorgelegten Einkaufszettel dadurch auch amüsant unterhaltsam. Nach einer anfänglichen Führung durch die Welt der Fundorte für Einkaufszettel, deren Bedrohung durch Rindenmulch und die spanische Wegschnecke führte Boning sein Publikum durch die Entstehung des Einkaufszettels in Form von Höhlenmalerei über die versteigerten Einkaufszettel von Kaiserin Sissi und Ludwig van Beethoven bis hin zu den heutigen Einkaufszetteln in handschriftlicher, maschinengeschriebener Form oder gar als App auf mobilen Endgeräten. Boning stellte aufgrund seiner Sammelleidenschaft fest, dass die meisten Einkaufszettel auf Werbeträger für Medikamente oder Apotheken geschrieben werden. Auch trägt jeder Zettel seine eigene Handschrift, mal deutlich und mal unleserlich wie Hieroglyphen, welche letztlich mit Tipps aus dem Publikum gemeinsam entziffert wurden.
Zwischen den zahlreich interessanten Fakten über die verschiedenen Arten von Einkaufszetteln, nämlich dass man anhand von Artikelbezeichnungen Zeitraum und Herkunft eines Einkaufszettels erkennen kann, lernte der Zuschauer, dass es einen Unterschied zwischen Zetteln gibt, die man für den eigenen Einkauf oder den seines Partners schreibt. Mit seinen Analysen sorgte Boning immer wieder für Lacher, jedoch fehlte es dem Abendprogramm an Tiefe und Spannungsbogen. Immer wieder driftete der sonst so versierte Comedian auf die Schwächen seiner Mitmenschen in Form von diversen Rechtschreibfehlern ab. Was im Publikum zwar für Lacher sorgte, dem Programm jedoch einen bitteren Beigeschmack gab.

Nicht genug Tiefe für ein abendfüllendes Programm
Wigald Boning, der mit seinem skurrilen Humor vor allem für die unterhaltsame Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Versuchsreihen gemeinsam mit Berhard Hoecker bekannt ist, hinterlässt einen perfiden Kreuzzug durch die Welt anonymer Legastheniker im Gedächtnis. Selbst vor der Notiz eines Kindes macht er nicht halt, obwohl er zuvor selbst die Mahnung eines Psychologen zitierte, in diesem Fall von einer Analyse abzusehen.
Jeder Narr kann über andere lachen — nur ein Weiser über sich selbst!
Das gesamte Thema eignete sich nicht wirklich für ein abendfüllendes Programm. Auch wenn viel gelacht wurde. Sich über die Schwachen lustig machen scheint sich durch Pannen-Videos in Spartenkanälen und auf YouTube zum „Brot und Spiele“ einer ganzen Generation entwickelt zu haben. Da verwunderte auch der rege Absatz nicht, den Bonings handsignierte Bücher nach der Veranstaltung fanden. Doch Verkaufszahlen sind kein Indikator für Niveau und „Stil, Herr Boning, ist nicht das Ende des Luft-Besens, mit dem Sie andeuteten, die Bühne zu fegen.“
Kritiken sind subjektiv, und das ist gut so. Allerdings sind es die Rahmenbedingungen und Absprachen nicht: Obwohl ich es mit Ihrem Fotografen abgesprochen habe, dass er sich frei bewegen kann und er keine Kamera mit Verschluss benutzen soll, weil es sehr stört, hat er sich nicht daran gehalten. Wenn sich 150 kg massiv in Bewegung setzen und ohne Rücksicht auf die zahlenden Gäste ihre Kamera maltretieren, dann ist das nicht wirklich feinfühlig. Zusätzlich fand er es wohl interessanter, sich hinter dem Publikum lautstark zu unterhalten…
Sehr geehrter Herr Laupichler, für die angefertigten Fotos habe ich wie mit Ihnen besprochen eine Canon 7D mit Lichtstarken Objektiven benutzt, im Interesse der Zuschauer den Verschluss im Quiet-Modus verwendet und auf den Blitz verzichtet. Darüber hinaus habe ich — um niemanden zu stören — hinter dem Publikum neben den Technikern gesessen. Gesprochen habe ich dabei mit niemanden, was ihnen die Techniker gerne bestätigen können. Entgegen anderer, mit Kamera agierenden Pressevertretern habe ich bewusst auf einen Platz im Publikum verzichtet und bin während der gesamten Vorstellung keinem Gast im Blickfeld gestanden und gegangen.
Wenn Ihnen als Veranstalter unsere Kritik an Wigald Bonings Auftritt nicht zusagt, dann kann ich das verstehen. Ihre unsachliche, falsche Darstellung und ihr persönlicher Angriff auf meine Körpermasse sprechen jedoch für mangelndes Feingefühl Ihrerseits. Entsprechen kann Ihnen das seichte Niveau des Programms nur gefallen haben. Im Hinblick auf den kulturellen Wert, für den die Eifel-Kulturtage stehen, war Wigald Bonings Programm jedenfalls ein Affront.
Ich war mir den Vortag auch ansehen und war von dem Programm enttäuscht. Die Witze waren wiederkehrend und langweilig. Im Fernsehen gefällt mir Boning sonst sehr gut, aber hier tat mir das Eintrittsgeld leid.