Wer von den Mayener Fußballfans erinnert sich nicht gerne an einen Abend im August 1989 zurück? Damals spielte der TUS Mayen in der höchsten Amateurklasse, der Amateur-Oberliga Südwest. Zu Gast war der FSV Mainz 05. Dieser war gerade aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Mehr als 2.000 Zuschauer erlebten einen denkwürdigen Fußballabend. Mit Kampf und Leidenschaft kam der TUS in der 85. Minute durch Sascha Linz zum verdienten Augleichstreffer. Das Stadion war danach ein Tollhaus. Die Mainzer ließen in dieser Saison aber nicht mehr viele Punkte liegen und kehrten nach einem Jahr souverän in die 2. Liga zurück. Der TUS Mayen belegte als Aufsteiger einen tollen 9. Tabellenplatz.
Zuschauer im Amateurbereich
30 Jahre später sieht die Realität leider ganz anders aus. Mayen findet sich in der 6. Liga wieder, obwohl nur ein Abstieg dafür verantwortlich war. Der DFB hat immer wieder das Ligensystem reformiert. Zwischen 2. Bundesliga und der Oberliga befinden sich die 3. Liga und die Regionalligen. Jüngst endete eine sehr erfolgreiche Saison in der Rheinlandliga und der TUS Mayen belegte mit dem 3. Platz die beste Platzierung der letzten fünf Jahre. Sportlich gesehen hat man alles richtig gemacht. Mit einer jungen und immer wieder leicht veränderten Mannschaft spielt man einen attraktiven Fußball. Seit Jahren hat man sich in der Spitzengruppe der Rheinlandliga festgesetzt.
Doch die großen Zuschauerzahlen bleiben seit Jahren aus. So verfolgten das Spitzenspiel unseres TUS gegen den späteren Meister und Aufsteiger Sportfreunde Eisbachtal am Samstag, den 16. März 2019 ab 17.30 Uhr nur kaum mehr als 200 Zuschauer. Aus dem nicht weit entfernten Nentershausen fanden ebenfalls kaum Fans den Weg nach Mayen. Woran liegt es, dass die Zuschauerzahlen im Amateurbereich immer mehr schrumpfen? Ein Trend, der nicht nur in Mayen erkennbar ist. Was kann der Verein unternehmen, um die mehr Menschen für diesen Sport zu begeistern?
Die (Un)Schuld der Fernsehübertragungen
Als Hauptgrund für das mangelnde Interesse werden gerne die vielen Live-Übertragungen von Bundesligaspielen an den Wochenenden ins Rennen geschickt. Viele Zuschauer ziehen den Kneipenbesuch verbunden mit Fußball im TV dem Stadionbesuch vor, so die Meinung einiger Vereinsbosse. Der Fußballfan kann es sich am Wochenende aussuchen, welche Spiele er zu welcher Zeit im Fernsehen verfolgt. An einem normalen Samstag kann von 13 Uhr an bis Abends 20.15 Uhr Fußball im Fernsehen verfolgt werden. Gerade im Winter ist es vor dem Fernseher gemütlicher als im Stadion.
Doch diese These wird bei Besuchen in Mayener Szene-Kneipen nicht unterstützt. Ganz problemlos bekommt man an einem Samstag noch wenige Minuten vor Anpfiff einen Sitzplatz. Stellt sich also die Frage, wo sich die Fußballfans an den Wochenende aufhalten. Die Menge an den Fanschmuck an Autos und in Fenstern, lassen immerhin auf große Fangemeinden schließen. Hier sind alle bekannten Vereine der 1. und 2. Bundesliga vertreten. Ein Umdenken bei den lokalen Anstoßzeiten wäre daher sinnvoll: An Wintersamstagen sollte nicht allzu spät angepfiffen werden, damit es für viele Zuschauer nicht einfach zu kalt und ungemütlich wird. Auch käme es auf einen Versuch an, den Ball Sonntagvormittags auch mal um 11 Uhr ins Spiel zu bringen. Viele Vereine in Baden-Württemberg greifen bereits sehr erfolgreich auf diese Anstoßzeiten zurück.
Letztendlich ging es um Nichts!
Sportlich läuft es beim TUS Mayen. Man hat in der abgelaufenen Saison 20 Siege und 4 Unentschieden eingefahren. Mit 77 Toren hat der Verein einen sehr guten Sturm. Die personellen Veränderungen in der Mannschaft sind normal und vielleicht auch verständlich. Mit Kalle Steinmetz verlässt der Top-Torjäger den Verein in Richtung Oberliga zum FC Karbach. Wochen vor Saisonende lässt die Vereinsführung durchblicken, dass man für die Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar nicht gemeldet hat. Im Falle der Meisterschaft würde man also auf den Aufstieg verzichten. Genauso würde man als Tabellenzweiter auf die Teilnahme an der Relegation gegen die jeweiligen Vertreter der Verbandsligen Saar und Südwest verzichten.
Als Gründe werden höhere Fahrkosten und größere Spielergehälter angeführt, die mit dem bestehenden Etat nicht gedeckt wären. Es wäre also an der Vereinsführung gewesen, hier entsprechend Sponsoren zu finden und zu begeistern. So haben die letzten Partien der Saison nur noch einen statistischen Wert. Ob man am Ende den dritten oder vierten Tabellenplatz belegt, war letztendlich egal – es ging um nichts mehr! Für Sportler und Fans ist es immer das Ziel, das Bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Diese vorzeitig getroffenen Äußerungen wirkten demotivierend für Spieler und Zuschauer.
Wie können neue Fans gewonnen werden?
Betrachtet man die derzeitige Werbung für unseren Spitzenfußball, so sticht ein Fauxpas nach dem anderen hervor. Am deutlichsten ist die Präsentation im Internet: Die Hompage und damit die eigentliche Visitenkarte des Vereins liegt seit fast einem Jahr brach. Die Darstellung in Facebook bietet ebenso mehr als ausreichend Spielraum für Verbesserungen. Ankündigung der nächsten Spiele aller Mannschaften liegen hier alles andere, als im Mittelfeld. Dann die zweimal pro Saison erscheinende Vereinszeitung: Diese sollte deutlich vor Beginn der Spielzeit in den Geschäften, Lokalen und Tankstellen ausliegen. Meistens sind aber schon zwei oder mehr Heimspiele gelaufen, bevor man das kostenlose Heft erhält. Der abgedruckte Spielplan ist zwar komplett, aber die eigenen Spiele sind nicht deutlich genug erkennbar.
Zudem könnte ein Ausblick auf besondere Spiele oder besondere Gegner (z. B. auf den früheren Bundesligisten FSV Salmrohr oder das Derby gegen Mendig) mehr Besucher generieren. Doch die Werbung des Vereins für die Heimspiele beschränkt sich derzeit auf 30 Spielplakate und einige Artikel in Zeitungen. Auch hier bleibt Raum für verbesserungen ungenutzt. Gerade die Spitzenspiele könnten in Mayen effektiv beworben werden. Von der Ankündigung der Spieltermine auf Leuchtreklamen, über mehr und größere Plakate bis zu einem Werbespot im Kino bieten sich zahlreich Möglichkeiten. Mit einer besseren Presse- und Öffentlichkeitsarbeit könnte den TUS und spannende Spiele noch vor dem Anpfiff in Rundfunk und Medien bringen. Und im Stadion könnte ein großer Werbebanner mit allen Spielterminen angebracht werden.
Bleiben wir einmal bei der Übersicht aller Spieltermine: Hier gibt es bei vielen Vereinen kleine scheckkartengroße Spielpläne mit Werbung und entsprechendem Vereinslogo. Diese wie auch Flyer könnte man überall auslegen, z. B. an Tankstellen, in Restaurants oder auch an Marktständen. Das sind Vorschläge, über sich der TUS in naher Zukunft Gedanken machen sollte. Tombolas, Werbemaßnahmen einzelner Sponsoren, Tippspiele und vieles mehr sollten genauso in Erwägung gezogen werden.
Die Mannschaft verdient mehr
Stadion und Kunstrasenplatz erfüllen alle Voraussetzungen für guten Fußball. Doch schaut man sich die Bedingungen bei den Ligakonkurrenten an, stellt man fest, dass der TUS Mayen über keine wettertaugliche Bewirtungsmöglichkeit verfügt. Bei schönem Wetter ist alles in Ordnung. Da aber viele Spiele gerade ab Mitte Oktober auf dem Kunstrasenplatz ausgetragen werden, fehlt eine wichtige Räumlichkeit: ein Raum zur Bewirtung, wie ihn andere Vereine haben. Gästefans haben sich in Mayen über das Fehlen einer Räumlichkeiten beschwert, in der man nach einem Spiel noch gemütlich zusammensitzen und diskutieren möchte. Im Stadion hat man die Möglichkeit, auf dem Kunstrasenplatz leider nicht. Im Winter ein echtes Problem.
Dem TUS Mayen fehlt zudem eine Vereinskneipe, in der sich Fans mit Spielern nach einer Partie treffen könnten. Ein Vereinslokal könnte auch als Anlaufstelle und zur Fanbetreuung außerhalb der Spielzeiten genutzt werden. Urige Lokale gibt es in Mayen genug. Man muss da nicht so lange suchen. Der TUS hat gute Voraussetzungen, in Mayen weiterhin attraktiven Fußball zu bieten. Es müssen aber mehr Zuschauer für den Sport und gerade für den lokalen Fußball begeistert werden. In den vergangenen Jahren hat sich durch die Medienlandschaft viel verändert. Vierstellige Besucherzahlen werden wohl eine Erinnerung bleiben, doch mehr Fans dürften es schon sein. Die Mannschaft hätte es verdient. Die Vereinsführung muss es nur anpacken. Helfende Hände gibt es rund um den Verein gerade in der kleinen Fangemeinde genug.
Der Autor trifft die Schwachstelle zu 100%.
Für einen Exil-Mayener und Fan ist es wirklich nicht einfach, die Entwicklungen im TuS zu verfolgen.
Der TuS braucht dringend eine Online-Redaktion, das kann man nicht nebenher erledigen. So etwas kostet zwar etwas — aber es wäre für den Tarditionsverein eine Investition, die sich schnell auszahlen wird. Aber nur so schafft man heute Bindungen. Und so etwas vermisse ich schon seit Jahren!
Eine (mitreißende) Kommunikation mit den Fans muss einfach stimmen — ansonsten kommt niemand zu den Spielen. Der Verein muss seine Unterstützer auch mitnehmen und neben der guten fußballerischen Leistung auch was bieten — dann reisen auch die auswärtigen Fans zu den Spielen.
Und was mir ja schon sehr lange eine Rätsel ist: weshalb verweigert sich der Verein einem zeitgemäßes Logo?
Was da seit Jahren als “Vereinszeichen” auf den Trikots präsentiert wird — also das ist schon ziemlich peinlich: offenbar eine private Bastelarbeit aus den 70ern. Identitätsstiftend ist das nicht — sondern eher ein Symbol für die verschnarchte und gestrige Kommunikationspolitik des TuS.
Dabei hätten die Mannschaften ein Logo verdient, das Kampfkraft und Spielfreude symbolisiert — ein Zeichen, das auch ein Fan gerne und mit Stolz trägt.